Mobilitätsumfrage für Lübeck – alle Ergebnisse auf einen Blick

(C) GAL Lübeck

Vom 15. September bis 5. Oktober führte unsere Fraktion eine Umfrage zur Mobilität in Lübeck durch. Es haben sich 707 Personen aus allen Stadtteilen Lübecks beteiligt. Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Teilnehmenden!

Wir geben Ihnen mit der Veröffentlichung der Gesamtergebnisse die Möglichkeit, auch alle persönlichen Kommentare (23 Seiten) zum Verkehr in Lübeck einzusehen (siehe pdf unten).

Es folgt zunächst eine Kurzzusammenfassung:

Mobilitätsumfrage für Lübeck 15.9.-5.10.2017

Bei der Umfrage gab es insgesamt 707 Teilnehmer*innen (im Folgenden TN). Nicht alle haben alle Fragen beantwortet, weshalb sich die Zahl 100% nicht jedes Mal 707 TN bezieht. Das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren. Es haben ungefähr gleich viele Männer und Frauen teilgenommen bzw. wurden keine Angaben gemacht. Es sind alle Einkommen vertreten, wobei die Personenanzahl mit einem Nettojahreseinkommen von unter 20.000 rd. 30 Prozent ausmachen. Viele TN haben hier keine Angaben gemacht. 620 TN haben einen Führerschein (88%).

Wir haben Gesamtkilometer auf den Wegen zur Arbeit/Schule, zum Einkaufen und in der Freizeit erfragt. Hierbei kam heraus, dass die meisten Kilometer bei Fahrten zur Arbeit oder Schule zurückgelegt werden. Das meist genutzte Verkehrsmittel ist das Fahrrad. Dabei fallen die Noten für Lübeck Radwege miserabel aus. Sehr viele TN fordern konkrete Verbesserungen. Die Hälfte derjenigen, die immer oder häufig mit dem Pkw fahren, geben an, auf ihren Pkw zu verzichten, wenn die Fahrradinfrastruktur gut ausgebaut, komfortabler und sicherer wäre.
Beim Verzicht auf die Fahrt mit dem Pkw spielt auch der ÖPNV/SV Lübeck eine wesentliche Rolle. Sehr viele Kommentare kritisieren die hohen Fahrpreise, die unzureichende Taktung – inbesondere abends und am Wochenende und bemängeln lange Fahrzeiten. Viele TN wünschen sich die autofreie Innenstadt. Nur wenige geben an, unter keinen Umständen auf das Autofahren verzichten zu wollen.
Entsprechend gibt es viel Potential und Bereitschaft für den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel, wenn die Alternativen attraktiver wären.

Die zahlreichen Kommentare sollten Politik und Stadtverwaltung zu denken geben. Wir fühlen uns durch die Umfrageergebnisse in unserer Wahrnehmung bestätigt. Es muss viel mehr Anstrengung unternommen werden, die Mobilitätswende in Lübeck herbeizuführen. Schließlich hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, den CO² Ausstoß alle fünf Jahre um zehn Prozent zu reduzieren. Beim Verkehr war dies bisher nicht gelungen.

Ein weiterer Schlüssel dazu, auch die Anzahl der Pkw zu reduzieren ist die Förderung von Car-Sharing. In Lübeck wird durch die Genossenschaft StattAuto seit mehr als zwanzig Jahren ein mittlerweile flächendeckendes Angebot vorgehalten. 2000 Nutzer*innen teilen sich 85 Fahrzeuge an 35 Standorten. Die Ersetzungsquote privater Pkw in Lübeck liegt bei ca. 8-10. Im Durchschnitt kann man sagen, dass ca. 55 Prozent der CarSharing-Nutzer/innen 1 Jahr vor dem Beitritt noch ein Fahrzeug hatten. Rund Dreiviertel der Haushalte, die am CarSharing teilnehmen, sind autofrei, der Rest hat in der Regel noch ein Auto (u.a. Dienstwagen) und nutzt CarSharing als Zweitwagenersatz. Die meisten Menschen kommen zum Car-Sharing, wenn ihr altes Auto (oft über 10 Jahre!) kaputt geht bzw. Reparaturen zu teuer werden, nachdem es schon nicht mehr viel genutzt wurde („Stehzeug“). Oder die berufliche Situation hat sich geändert, so dass sie nicht mehr mit dem Pkw zur Arbeit pendeln müssen. StattAuto-Nutzer/innen sind zu 80-90% Alltagsradfahrer/innen. So ließe sich auch durch die Bereitstellung von Parkflächen in Wohngebieten für Car-Sharing die Anzahl der herumstehenden Pkw weiter reduzieren.

Einige Werte fassen wir hier zusammen. Die Gesamtveröffentlichung finden Sie am Ende des Artikels als pdf.

Antwort auf die Frage: Welche Verkehrsmittel stehen zur Verfügung? (Mehrfachnennungen möglich)

  • Fahrrad 620 TN 88%
  • E-Bike, Pedelec 40 TN 6%
  • motor. Zweirad 39 TN 6%
  • eigener PKW 383 TN 54%
  • Car-Sharing 94 TN 13% (die Anzahl der Car-Sharing Nutzer*innen beträgt – bezogen auf alle angemeldeten Pkw in Lübeck nur rd. 2%)

Die Ausgaben für ÖPNV/Monat betragen 22.688 Euro, dies entspricht 36 Euro/TN je Woche im Durchschnitt

Antworten auf die Frage: Wenn Sie regelmäßig den Pkw benutzen, warum?
Um flexibler zu sein 241 TN (34,09%)
– Die Fahrzeit mit Bus oder Bahn ist zu lang 187 TN (26,45%)
– private Transporte wie z.B. Möbel, Baumaterial 165 TN (23,34%)
– Es gibt keine Bus-/Bahnverbindung 133 TN (18,81%)
– Bequemlichkeit 130 TN (18,39%)
– aus Kostengründen 89 TN (12,59%)
– Kinder müssen gefahren werden 49 TN (6,93%)
– Handicap 25 TN (3,54%)
– Sonstiges 64 TN (9,05%)

Auf die Frage: Können Sie sich vorstellen auf Ihren Pkw zu verzichten?
antworteten 214 TN mit Ja und 129 TN mit Nein.

Antworten auf die Frage: Was müsste sich ändern, damit Sie weniger Pkw fahren oder auf Ihren Pkw verzichten?

  • Bus- und Bahnfahren müsste günstiger werden 216 TN (30,55%)
  • Fahrradwegenetz müsste ausgebaut, komfortabler und sicherer werden 208 TN (29,42%)
  • Bus-Fahrzeiten / Taktung müssten verbessert werden 197 TN (27,86%)
  • Busfahren müsste schneller ans Ziel führen / Umsteigen ist mir zu kompliziert 126 TN (17,82%)
  • Busfahren müsste verlässlicher werden 109 TN (15,42%)
  • Arbeitsplatz müsste näher an meinem Wohnort sein 56 TN (7,92%)
  • Steigende Autokosten (z.B. Benzinpreise) 36 TN (5,09%)
  • Sonstiges 47 TN (6,65%)
  • Ich fahre gern Auto und will unter keinen Umständen darauf verzichten 58 TN (8,20%)
  • Ich habe das Autofahren bereits auf das Minimum reduziert 202 TN (28,57%)
  • Sonstige Angaben:

– Ich wünsche mir als Bahn-Pendler sehr, dass am Lübecker Bahnhof mehr und bessere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder installiert werden, wie in anderen Städten auch.
– Barrierefreiheit
– Mir müsste jemand die Einkäufe nach Hause bringen 🙂
– Car-Sharing ausbauen
– Leihwagen wie Stattauto müsste viel günstiger werden.
– Freundlichkeit/Fahrweise der Busfahrer
– Elektrobusse
– freie Fahrt für Hunde – der sitzt unterm Sitz!/ Akzeptanz mit Hunden im ÖPNV
– Bus ist zu teuer: Schlutup-Innenstadt hin und zurück = 6,20 Euro: das ist viel zu viel!
– Bahntaktung besser und mehr Stau
– Autoverzicht vor allem bei zwingenden gesundheitlichen Einschränkungen

Wir erfragten auch das Mobilitätsverhalten und die zurückgelegten Strecken pro Woche zur Arbeit/Ausbildung, zum Einkaufen und in der Freizeit. Dabei stellte sich heraus, dass die Teilnehmenden ihre Wege überwiegend mit dem Fahrrad (über 50%) zurücklegen.

Zurückgelegte Wege zur Arbeit, Ausbildung, Schule in Kilometer/Woche: Gesamt 54.182 km ≙ 84 km/TN im Durchschnitt
Davon mit immer häufig selten nie
Eigenem Pkw 78 TN ≙ 11% 59 TN ≙ 8% 104 TN ≙ 15% 289 TN ≙ 41%
Pkw in Fahrgemeinschaft 8 TN ≙ 1% 14 TN ≙ 2% 56 TN ≙ 8% 388 TN ≙ 55%
Car-Sharing 2 TN 2 TN 15 TN ≙ 2%
Motor. Zweirad 3 TN 5 TN 14 TN ≙ 2%
E-Bike/Pedelec 8 TN 10 TN 8 TN
ÖPNV Bus 36 TN ≙ 5% 81 TN ≙ 11% 201 TN ≙ 28% 181 TN ≙ 26%
ÖPNV Bahn 33 TN ≙ 5% 23 TN ≙ 3% 73 TN ≙ 10%
Fahrrad 250 TN ≙ 35% 142 TN ≙ 20% 60 TN ≙ 8% 96 TN ≙ 14%
Zu Fuß 50 TN ≙ 7% 64 TN ≙ 9% 148 TN ≙ 21% 229 TN ≙ 32%
Zurückgelegte Wege zum Einkaufen in Kilometer/Woche: Gesamt 11.623 km ≙ 18 km/TN im Durchschnitt
Davon mit immer häufig selten nie
Eigenem Pkw 73 TN ≙ 10% 127 TN ≙ 18% 150 TN ≙ 21% 205 TN ≙ 29%
Pkw in Fahrgemeinschaft 8 TN ≙ 1% 20 TN ≙ 3% 57TN ≙ 8%
Car-Sharing 1 TN ≙ 0,1% 6 TN ≙ 1% 34 TN ≙ 5%
Motor. Zweirad 1 TN ≙ 0,1% 1 TN ≙ 0,1% 15 TN ≙ 2%
E-Bike/Pedelec 4 TN ≙ 0,6% 9 TN ≙ 1,3% 14 TN ≙ 2%
ÖPNV Bus 9 TN ≙ 1,3% 45 TN ≙ 6% 185 TN ≙ 26%
ÖPNV Bahn 3 TN ≙ 0,4% 9 TN ≙ 1,3% 69 TN ≙ 10%
Fahrrad 131 TN ≙ 19% 245 TN ≙ 35% 111 TN ≙ 16% 87 TN ≙ 12%
Zu Fuß 80 TN ≙ 11% 265 TN ≙ 37% 145 TN ≙ 21% 63 TN ≙ 9%
Zurückgelegte Wege in der Freizeit in Kilometer/Woche: Gesamt 27.270 km ≙ 42 km/TN im Durchschnitt
Davon mit immer häufig selten nie
Eigenem Pkw 53 TN ≙ 8% 163 TN ≙ 23% 156 TN ≙ 22%
Pkw in Fahrgemeinschaft 2 TN ≙ 0,3% 38 TN ≙ 5% 137 TN ≙ 19%
Car-Sharing 1 TN ≙ 0,1% 9 TN ≙ 1% 44 TN ≙ 6%
Motor. Zweirad 2 TN ≙ 0,3% 14 TN ≙ 2% 18 TN ≙ 3%
E-Bike/Pedelec 3 TN ≙ 0,4% 20 TN ≙ 3% 12 TN ≙ 2%
ÖPNV Bus 23 TN ≙ 3% 114 TN ≙ 16% 247 TN ≙ 35%
ÖPNV Bahn 16 TN ≙ 2% 80 TN ≙ 11% 226 TN ≙ 32%
Fahrrad 118 TN ≙ 17% 329 TN ≙ 47% 78 TN ≙ 11% 59 TN ≙ 8%
Zu Fuß 51 TN ≙ 7% 275 TN ≙ 39% 159 TN ≙ 22% 57 TN ≙ 8%

Diejenigen TN, die immer oder häufig mit dem Auto zur Arbeit fahren, nannten folgende Gründe für die regelmäßige PKW Nutzung:

Antwort                                                  Anzahl                                                  Prozent

Die Fahrzeit mit Bus oder Bahn ist zu lang 83 61%
um flexibler zu sein 110 80%
Bequemlichkeit 57 42%
Es gibt keine Bus-/Bahnverbindung 50 37%
private Transporte wie z.B. Möbel, Baumaterial 38 28%
Aus Kostengründen 38 28%
Kinder müssen gefahren werden 18 13%
Handicap 12 9%
Sonstiges 21 15%

Weitere Antworten:

schlechte Busverbindung, unpassende Busfahrzeiten, Der Kurzstreckentarif im ÖPNV ist leider erst ab 9.00 h nutzbar, ÖPNV ist unpünktlich, Takte >10min unzumutbar, ÖPNV nur bis Krummesse, Wohnort Klempau, Buspreis, Hund muss im ÖPV zahlen, das verteuert die Fahrt unangemessen, mit großem Hund umständlich und teue, Transportmenge passt nicht aufs Fahrrad, meherer Dinge auf dem Weg erledigen können, Einkaufen, Hilfsmittel müssen mitgenommen werden, Transport von Schwergewichtigen, Entfernung allgemein, Wohne auf dem Dorf, Sicherheit / Angst vor Anschlägen, schlecht Wetter, Wetter, bin ehrenamtlich tätig und fahre Kinder, Dienstwagen – keine direkten Kosten, Car-Sharing zu teuer, weil das Auto oft lange Standzeiten hat

Auf die Frage: „Können Sie sich vorstellen, unter bestimmten Umständen auf Ihren PKW zu verzichten?“ antworteten 56 TN mit Ja (41%) und 70 TN mit Nein (51%)

Auf die Frage: „Was müsste sich ändern, damit Sie weniger Auto/Motorrad fahren oder Ihr Auto/Motorrad abschaffen?“ (Mehrfachnennungen sind möglich.) antoworteten die TN wie folgt:

Antwort

  • Bus- und Bahnfahren müsste günstiger werden 73 TN (53,28%)
  • Bus-Fahrzeiten / Taktung müssten verbessert werden 72 TN (52,55%)
  • Busfahren müsste schneller ans Ziel führen / Umsteigen ist mir zu kompliziert 55 TN (40,15%)
  • Fahrradwegenetz müsste ausgebaut, komfortabler und sicherer werden 55 TN (40,15%)
  • Arbeitsplatz müsste näher an meinem Wohnort sein 47 TN (34,31%)
  • Busfahren müsste verlässlicher werden 38 TN (27,74%)
  • Steigende Autokosten (z.B. Benzinpreise) 10 TN (7,30%)
  • Ich fahre gern Auto und will unter keinen Umständen darauf verzichten 39 TN (28,47%)
  • Ich habe das Autofahren bereits auf das Minimum reduziert 34 TN (24,82%)
  • Sonstiges 9 TN (6,57%)

Diese Antworten zeigen, dass eine nicht unwesentliche Anzahl der TN bereit wäre, auf den eigenen Pkw zu verzichten, wenn vor allem der Stadtverkehr der Hansestadt Lübeck günstiger wäre, bessere Fahrzeiten und Taktungen anbieten sowie die Fahrt von A nach B nicht so lange dauern würde. 40 Prozent der TN gab an, dass sie sich vorstellen können, auf ihren Pkw zu verzichten, wenn das Fahrradwegenetz ausgebaut, komfortabler und sicherer wäre.

Hier die Gesamtergebnisse inklusive 23 Seiten Kommentare:

Gesamtumfrage pdf GAL 10-10-2017