Stoppen wir die Klimakatastrophe!

Jens Schulz, GAL

Jens Schulz, GAL

Redebeitrag der GAL beim Klima-Aktionstag am 12.11.2016

Liebe Freundinnen und Freunde!

Dienstagabend hat uns die Bundesregierung noch einmal bestätigt, was wir ohnehin schon gewusst haben: Deutschlands Beitrag zur Weltklimakonferenz in Marrakesch wird vor allem aus heißer Luft bestehen. Die Berliner Koalitionsspitzen konnten sich nicht auf einen Klimaschutzplan einigen.

Warum nicht? Weil wir uns zwar auf eine weltweite Klimakatastrophe zubewegen und natürlich allen klar ist, dass die Uhr tickt. Aber Klimaschutz ist ja nicht einfach ein gemeinsames Bemühen um Reduzierung von CO2-Emissionen. Das ist sie nur in den Sonntagsreden. Im Regierungsalltag ist Klimaschutz knallharter Verteilungskampf – und die Interessen der deutschen Industriekonzerne sind eben konkret.

Wir müssen uns nicht wundern, warum Maßnahmen des Klimaschutzes nicht recht vorankommen:

Deutschland ist sechstgrößter Kohlendioxid-Emittent und drittgrößter Automobilhersteller weltweit. Das sind überschaubare Faktoren mit klaren Fronten, durch die der Klimaschutz gebremst wird. Aber es gibt auch Interessen an der Klimaerwärmung, die auf den ersten Blick weniger durchsichtig sind:

Die Firma Hapag Lloyd denkt über neue Schifffahrtslinien zwischen Amerika, Russland und Ostasien nach, wenn die Arktis eisfrei wird.

Die Tourismusbranche erwartet an Nord- und Ostsee einen neuen Feriengäste-Boom, wenn Luft- und Wassertemperaturen steigen.

Es gibt auch Vorschläge zur Eindämmung der Erderwärmung mit technischen Mitteln: Erzeugung künstlicher reflektierender Wolken in großen Höhen und Aufspannen von schattengebenden Sonnenschirmen in Erdumlaufbahnen.

Wirtschaftliche Nutzung der Erwärmung bei gleichzeitiger technischer Bekämpfung der Symptome haben einen gemeinsamen Nenner: beides bringt denjenigen, die das Geld dafür investieren können, weitere Gewinne.

Und diese Nutznießer der Erwärmung können den Schäden, die sie anrichten, noch lange ausweichen: die Berghänge im Tessin bieten noch Platz für weitere Häuschen. Für die Klimamigrantinnen aus den Tiefebenen Bangla-Deshs wird es in den reichen Ländern Wohncontainer geben. Die Verursacher der Klimaerwärmung sind nicht einfach Ökoschweine, sondern sie sind mit der Vorbereitung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit befasst.

Am 8. August war in diesem Jahr „Weltüberziehungstag“. Das ist das Datum, an dem die Ressourcen der Erde für dieses eine Jahr rechnerisch verbraucht sind. Zu den Ressourcen gehört auch eine Erdatmosphäre, die nicht als Mülldeponie für Abgase dienen darf, um die Kosten eines Betriebs auf die Gesellschaft abwälzen zu können. Die Klimaerwärmung ist eine Frage des Umweltschutzes, aber gleichzeitig eine Frage der wirtschaftlichen und sozialen Gerechtigkeit.

Wir sagen: Es ist höchste Zeit zu handeln.

Wir müssen weltweit raus aus dem Atomstrom. Wir müssen in Deutschland raus aus der Braunkohle, raus aus der Kohleverstromung – die beschleunigte Umstellung auf erneuerbare Energien ist alternativlos.

Das lässt sich nicht als Frage der Kapitalrenditen diskutieren. Es geht um ein menschenwürdiges Leben für uns alle. Es geht um unsere Zukunft.

Stoppen wir die Klimakatastrophe!

Carl Howe, Katja Mentz, Antje Jansen

(c) Jens Schulz: Carl Howe, Katja Mentz, Antje Jansen

Vielen Dank.
Redebeitrag vom 12. November 2016, Demo anlässlich des Klima-Aktionstages in Lübeck

 

Katja Mentz 14. November 2016