Verkehrsberuhigung der Altstadt: Gesamtkonzept nötig

© Katja Mentz Pfaffenstraße

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Pfaffenstraße

Zur Diskussion über eine verkehrsberuhigte Innenstadt äußert sich Hans-Jürgen Schubert, Mitglied der Fraktion grün+alternativ+links (GAL):

„Es ist erfreulich, dass nach zwanzig Jahren Pause in der Diskussion um eine weitgehend verkehrsberuhigte „autofreie“ Altstadt keine Stimme aus Politik und Gesellschaft zu hören ist, die einer autogerechten Stadt das Wort reden möchte. Dennoch ist es nicht damit getan, wie bisher Änderungen des Verkehrsgeschehens auf der einen oder anderen Straße vorzuschlagen, um die Verkehre zu verlagern.

Ganz besonders muss der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV), ein Kernstück jeder großräumigen Verkehrsberuhigung, mit seiner sozialen und umweltfreundlichen Rolle in die städtische Gestaltung einbezogen werden. Aus den bisherigen Versuchen und Umfragen in Lübeck und anderen Städten ist viel zu lernen und Sackgassen lassen sich vermeiden. Das Umsteigen von den „großen“ Bussen auf kleine Innenstadtbusse war wieder aufgegeben worden, weil jedes zusätzliche Umsteigen für die Fahrgäste einen Komfortverlust bedeutet. Umfragen in zahlreichen Städten bestätigen das. Die vielen Busse fahren durch die Innenstadt, weil die Fahrgäste dorthin wollen und nicht in die Kanalstraße. In einer Altstadt ohne motorisierten Individualverkehr ist ein verträgliches Miteinander von ÖPNV, Radfahrerinnen und Fußgängern möglich. Von der Ausnahmesituation eines entspannten Freizeit-Events am Wochenende sollte nicht auf die werktägliche Nutzung der Buslinien im Berufsverkehr geschlossen werden.

Der Bürgerschaftsantrag von SPD, GAL und GRÜNEN (VO/2016/03742, 5.18) stellt die richtigen Weichen für funktionierende Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, weil er Funktion und Mobilität in der Altstadt mit dem Gesamtbedarf an städtischer Mobilität verbindet. Wir können dabei auf Ausarbeitungen von unseren Verwaltungsfachleuten mit Gutachtern zurückgreifen, die z.B. das zukunftsweisende Klimaszenario entworfen haben, das nur auf seine Realisierung in aktualisierter Form wartet. Die „schnellen Lösungen“, die sich shoppenden Spaziergängern auf den ersten Blick anzubieten scheinen, sind keine solide Grundlage für eine Verkehrsberuhigung, die den unterschiedlichen Interessenlagen und den sachlichen Anforderungen an die städtische Mobilität gerecht werden müssen.