Die Kreisvorsitzenden von SPD, CDU, Bündnis 90/ Die Grünen, FDP, Die Linke, GAL, Freie Wähler, Die Unabhängigen, Volt und DIE PARTEI erklären:
Gemeinsame Gedenkaktion und Reinigen von Stolpersteinen am 9. November 2024, der Treffpunkt ist um 14 Uhr zwischen der Mengstrasse und der Dr. Julius- Leber- Strasse am schwarzen Brunnen.
Alle Bürger:innen sind herzlich eingeladen, sich uns anzuschließen und ihre Solidarität zu zeigen. Die Teilnehmenden erhalten Putzmaterialien und werden mit uns in Gruppen aufgeteilt.
Lübeck: Am Donnerstag sind Vertreter von CDU, SPD, Grüne, Die Linke, GAL, die Freien Wähler, die Unabhängigen, Volt und die PARTEI aus Lübeck gemeinsam für die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse der Reichspogromnacht und die Bekämpfung des zunehmenden Antisemitismus in Lübeck unterwegs gewesen.
Wir veröffentlichen die gemeinsame Erklärung der beteiligten Parteien im Wortlaut:
(„)Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Israel und dem Gazastreifen ist es wichtiger denn je, sich der Geschichte zu erinnern und Diskriminierung in all ihren Formen zu bekämpfen.
Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 markiert einen der dunkelsten Wendepunkte in der deutschen Geschichte. Jüdische Geschäfte und Synagogen wurden angezündet, jüdische Mitbürger wurden verhaftet und misshandelt. Es ist von größter Bedeutung, sich an diese schrecklichen Ereignisse zu erinnern und sicherzustellen, dass sie sich nie wieder wiederholen.
Ein wichtiges Symbol für diese Erinnerung sind die Stolpersteine, die in vielen deutschen Städten verlegt wurden, so auch in Lübeck. Diese kleinen Gedenktafeln erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus und mahnen uns, wachsam zu sein gegenüber Hass und Diskriminierung. Daher haben sich die demokratischen Parteien aus Lübeck zusammengeschlossen und reinigten gemeinsam die Stolpersteine in Lübeck. Auf diese Weise wollen sie sicherstellen, dass die Erinnerung an die Opfer lebendig bleibt.
Leider leben wir in Zeiten, in denen der Antisemitismus wieder erstarkt. In Deutschland und in vielen anderen Ländern nehmen antisemitische Vorfälle zu. Dies ist inakzeptabel und erfordert eine entschlossene Antwort von der Gesellschaft und den politischen Parteien. Die demokratischen Parteien bekräftigen ihr Engagement, den Antisemitismus in all seinen Formen zu bekämpfen und die jüdische Gemeinschaft zu schützen.
Mit der gemeinsamen Aktion soll die Erinnerung an die Reichspogromnacht lebendig gehalten werden und gleichzeitig dem Antisemitismus und dem damit verbundenen Hass in all seinen Formen den Kampf angesagt werden. Wir alle tragen die Verantwortung, für eine tolerante und pluralistische Gesellschaft einzutreten, in der Diskriminierung keinen Platz hat.(„)
Demokratische Parteien der Lübecker Bürgerschaft rufen anlässlich des 9. Novembers zum Erinnern, Widerstand gegen Rechts und Schutz der Demokratie auf:
Stolperstein Morkerkestraße Lübeck
„Nie wieder Krieg, nie wieder
Faschismus, Aufstehen zum Schutz unserer Demokratie“, so das klare
gemeinsame Statement aller demokratischen Parteien der Lübecker
Bürgerschaft.
In der Nacht vom 8. auf den 9.11.1938
zeigte sich das grausame Gesicht des Faschismus in Deutschland und
Österreich offen. Es war die Nacht, in der der größte Völkermord
Europas eingeläutet wurde. Überall, auch in Lübeck zogen
organisierte, gewalttätige Nazitrupps und vom rechten Hass und
Antisemitismus verblendete Menschen ungehindert durch die Straßen,
misshandelten, töteten, verhafteten willkürlich Personen jüdischen
Glaubens, zerstörten ihre Geschäfte und Synagogen.
In Lübeck wurden fast alle Geschäfte
jüdischer Bürger_innen geplündert und zerstört, die Synagoge nur
wegen der angrenzenden Häuser nicht entzündet, das Gotteshaus
jedoch auch geplündert und verwüstet.
„So etwas darf sich niemals
wiederholen, wir müssen gemeinsam alles dafür tun, unsere
Demokratie vor dem Erstarken menschenfeindlicher rechter Gesinnung zu
schützen“, so der eindringliche parteiübergreifende Appell von
CDU, FDP, Freie Wähler, GAL Lübeck, Grüne, LINKE, SPD und
Unabhängigen.
Die demokratischen Parteien werden am
9.11. jede für sich jeweils einen bestimmten Teil der 223
Stolpersteine reinigen – das wurde zwischen den Parteien
entsprechend abgestimmt. Ein gemeinsames Putzen der Stolpersteine ist
aufgrund der Corona-Pandemie leider nicht möglich.
Gerade in der aktuellen Situation, die
alle vor nicht vorhersehbare Herausforderungen stellt, sei es
besonders wichtig, sich des Schreckens des Nationalsozialismus zu
erinnern, um sich vor einer Vereinnahmung durch die Demokratiefeinde
zu Wehr setzen zu können.
„Rechte Gesinnungsgruppen und
Parteien haben schon vor Corona auf perfide Art und Weise in
Deutschland und Europa immer wieder versucht, Fuß zu fassen.
Dauerhaft und im großen Umfang ist es ihnen bisher zum Glück nicht
gelungen. Wir sind es den von Nazis verfolgten, misshandelten und
ermordeten Menschen schuldig, gemeinsam dafür sorgen, dass das auch
so bleibt. Durch die Reinigung der Stolpersteine wollen wir ein
Zeichen setzen“, erklären die demokratischen Lübecker Parteien
abschließend.
Stolpersteine werden seit 1993 in ganz
Europa verlegt, in Lübeck zuletzt am 15.10.2020, und sollen die
Menschen auf das Schicksal der getöteten Menschen aufmerksam
machen.
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