Die Machbarkeitsstudie löst die Bahnsteigkarte für einen abgefahrenen Zug!

Die Bewerbung Lübecks als europäische Kulturhauptstadt 2025 ist unrealistisch. Bereits im vergangenen November hat die GAL-Fraktion deshalb dagegen gestimmt, 25.000 Euro für eine diesbezügliche Machbarkeitsstudie auszugeben. Zwischenzeitlich hat sich herausgestellt, dass Hamburg sich jedenfalls nicht an einer Bewerbung beteiligen würde. Und auch in den Gremien der Metropolregion liegt das Thema auf Eis. Die GAL hat deshalb in der Januarsitzung der Bürgerschaft noch einmal beantragt, die Studie zu stoppen. Damit konnten wir uns nicht durchsetzen.

Zu der Debatte, mit der CDU und Grüne die vollständig sinnlose Ausgabe weiterhin verteidigen, erklärt die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion grün+alternativ+links (GAL) in der Lübecker Bürgerschaft, Kristina Aberle:

„Die GAL setzt auf eine Förderung der Lübecker Kulturlandschaft, von der neben den Institutionen der offiziösen Hochkultur insbesondere kleine und unabhängige Kulturprojekte profitieren sollen. In beiden Bereichen sehen wir erheblichen Nachholbedarf. Dessen Deckung scheitert natürlich vor allem an der klammen Kassenlage der Hansestadt. Im Gegenteil, die Lage wird nicht besser. Hochglanzprojekte, bei denen mehr auf ihren Effekt in der Tourismuswerbung geschielt wird als auf kulturpolitische Nachhaltigkeit, bringen uns da keinen Schritt weiter.

Jetzt wird krampfhaft an dieser Machbarkeitsstudie zur Bewerbung festgehalten. Selbstverständlich wider besseres Wissen. Es wird keine Fahrkarte geben – aber Lübecks Kommunalpolitiker wollen dann wenigstens eine Bahnsteigkarte für ihr Poesiealbum.

Aarhus, in diesem Jahr eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte, wendet 60 Millionen Euro für das Projekt auf. Auch an Lübeck würden etliche Millionen an Kosten hängenbleiben, trotz aller Fördermittel aus Brüssel, vom Bund und aus dem Land. Essen hat zuletzt 2010 gezeigt, dass die Hoffnungen auf Sponsorengelder aus der Wirtschaft weit überzogen bleiben. Sie schreiben einfach nur ein Luftloch in die Kalkulationen.

Klar ist: Allein kann Lübeck ein so anspruchsvolles Projekt über ein ganzes Jahr nicht bewältigen. Die erste Voraussetzung einer erfolgreichen Bewerbung wäre eine Idee und eine Botschaft, die von der europäischen Kulturhauptstadt ausstrahlen würde. Eine Machbarkeitsstudie würde dann untersuchen, wie diese Idee realistisch umsetzbar ist.

Lübecks Kultur-Papiertiger drehen das einfach um: Schauen wir erstmal, ob wir eine Bewerbung hinkriegen. Wofür, womit? Das sehen wir dann.

So ganz ergebnisoffen kann das mit der Studie allerdings doch nicht gemeint sein. Immerhin machen sich Grüne und CDU schon mal Gedanken, wofür die Studie noch zu brauchen wäre, wenn sie dann selbstverständlich die Un-Machbarkeit bestätigen wird.

Den Grünen wird sie Alternativen aufzeigen, wie die kulturelle Szene in Lübeck gefördert werden kann. Das ist ja auch ein vollständig unbekanntes Terrain.

Die CDU macht sich ehrlich und erwartet sich Erkenntnisse für die Tourismuswerbung – und fände den Verzicht auf diese Investition provinziell. Aber sie kann nicht wirklich beantworten, warum dafür eine Provinzposse inszeniert werden muss.“

Katja Mentz 8. Februar 2017