Baustelle als Chance: Aufenthaltsqualität in der Mühlenstraße verbessern

Griechische, chinesische und anatolische Küche, indische Köstlichkeiten, koreanische Spezialitäten, Burger, türkischer Imbiss, gesundheitsbewusste Bowls, Sushi to go, süditalienische Küche und Pizza, ein Restaurant für vegane Gerichte, Eisdielen, Frühstückscafé, Bäckereien und Konditorei mit Café, Bratkartoffeln mit Spiegelei in der urigen Kneipe oder Cocktail in einer der Bars? All diese kulinarischen Angebote gibt es in der Mühlenstraße zwischen Aegidienstraße und der gesperrten Mühlentorbrücke. Seit der Sperrung beklagen einige Geschäftsbetreibende den Rückgang von Publikum.

„Dass es in der Mühlenstraße neben weiteren Geschäften, Arztpraxen und Büros diese riesige Vielfalt an Speisen aus aller Welt gibt, ist ein echtes Aushängeschild, das die Mühlenstraße gemeinschaftlich viel besser vermarkten könnte“, so Katja Mentz (GAL). „Die langjährige Baustellensituation sollte als Chance verstanden und als solche auch genutzt werden. Denn weniger Pkw und Busse bedeuten auch weniger Verkehrslärm, weniger Abgase und damit eine automatisch verbesserte Aufenthaltsqualität, die gestalterisch weiter aufgewertet werden sollte. Von Frühjahr bis Herbst könnten Sitzgelegenheit und Pflanzkästen wie am Koberg das Straßenbild verschönern. Die Mühlenstraße hat das Potenzial, zum Lübecker Mekka für Streetfood zu werden, ideal in Kombination mit dem ansässigen Kino. Mehr Publikumsdurchlauf bedeutet auch mehr Aufmerksamkeit für die weiteren Geschäfte und eine positive Belebung der gesamten Straße“, so die Kommunalpolitikerin, die ihre Fraktion im Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung vertritt.

Die Idee hatte sie bereits vor anderthalb Jahr in ihrer Fraktion Linke & GAL eingebracht. Zur Haushaltssitzung im September 2024 stellte diese den Antrag, ein „Pilotprojekt Lebenswerte Mühlenstraße“ durchzuführen und ein Konzept zu entwickeln, bei dem der Straßenraum zwischen Klingenberg und Wallstraße weitgehend autofrei gestaltet wird und eine Belebung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie der Verkehrsführung nach ökologischen Kriterien erfolgen kann.

„Die Bürgerschaft lehnte diesen Antrag mehrheitlich ab. Selbst der Vorschlag in die Fachausschüsse zur Beratung zu überweisen, fand keine Mehrheit“, bedauert GAL-Bürgerschaftsmitglied Juleka Schulte-Ostermann den damaligen Beschluss. “ Wir hätten mit der vorgezogenen Sperrung der Brücke ein fertiges Konzept aus der Tasche ziehen und aus der Not ein Tugend machen können. Doch zu spät ist es nie. Wir werden unseren Vorstoß in Erinnerung rufen und im neuen Jahr durch eine Anfrage im Hauptausschuss erfragen, welche Möglichkeiten die Stadtverwaltung sieht, die Mühlenstraße mit nun erheblich weniger motorisiertem Verkehrsaufkommen, attraktiver zu gestalten.“

Der Antrag der Fraktion Linke & GAL als Auszug des Haushaltsbegleitantrags vom 26. September 2024 im Wortlaut:

Pilotprojekt Lebenswerte Mühlenstraße entwickeln
A)
Die Stadtverwaltung, Klimaleitstelle in Kooperation mit dem Bereich Stadtplanung & Bauordnung wird gebeten, ein Konzept vorzustellen, das aufzeigt, mit welchen Maßnahmen die Mühlenstraße während der (voraussichtlich zweijährigen) Sanierungsphase belebt werden kann, so dass die Verkehrs-, Lebens- und Aufenthaltsqualität nach Kriterien und Zielen der Nachhaltigkeit verbessert wird.

B)
Anwohnende und ansässige Geschäftsleute sollen in einem Beteiligungsverfahren in vorgeschlagene Maßnahmen einbezogen werden und zusätzlich eigene Vorschläge machen können. Den betreffenden Ausschüssen und der Bürgerschaft sollen die Vorschläge inklusive der Ergebnisse der Beteiligungsformate möglichst bis Mai 2025 zur Beratung und zum Beschluss vorgelegt werden.

C)
Im Haushalt 2025 werden zunächst 100.000 Euro für die Umsetzung o.g. Maßnahmen bereitgestellt und zunächst mit einem Sperrvermerk versehen. Zusätzlich ist vor einer Umsetzung zu prüfen, ob die Finanzierung von Maßnahmen, die dem Klimaschutz, der Klimaanpassung und einer Verbesserung der ökologischen Vielfalt dienen, anteilig z.B. durch den Klimafonds erfolgen könnte.

Während der Pilotphase sollen positive sowie ggf. negative Auswirkungen festgehalten, evaluiert und sechs Monate vor Wiedereröffnung der Mühlentorbrücke den politischen Gremien zur Beratung vorgelegt werden.

Begründung: Durch die Mühlenstraße wird während der zweijährigen Sanierungsphase und Sperrung der Mühlentorbrücke erheblich weniger Verkehr fließen als dies bisher der Fall ist. Darin sehen wir die Chance, ein Pilotprojekt – zunächst befristet auf die Sanierungsphase – durchzuführen, bei dem der Straßenraum zwischen Klingenberg und Wallstraße weitgehend autofrei gestaltet wird und eine Belebung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie der Verkehrsführung nach ökologischen Kriterien erfolgen kann.

Am Koberg ist zu beobachten, dass dieser durch die jährliche Bepflanzung in Hochbeeten, den Sitzmöbeln und dem dort stattfindenden Kulturprogramm zu einem Magnet für Menschen geworden ist. Der in vorherigen Jahren überwiegend menschenleere Platz wird durch die gewonnene Aufenthaltsqualität, ökologische Vielfalt und unterschiedliche kulturelle Angebote von sehr vielen Menschen als große Bereicherung empfunden.

Für Geschäftsinhaber*innen und Anwohnende der Mühlenstraße würde eine ähnliche Nutzung und Belebung des öffentlichen Raums viele positive Aspekte bringen. Gleichzeitig könnte der motorisierte Verkehr auf den ÖPNV, evt. kleinere Shuttle Busse beschränkt werden und so die Situation insbesondere für die vielen Fahrrad fahrenden Schüler*innen verbessert und sicherer gemacht werden. Für den ÖPNV und Radverkehr soll weiterhin ausreichend Straßenraum zur Verfügung stehen.