Bundestagsabgeordneter besucht mit uns das Naturschutzgebiet Wakenitz

Sabine Jebens-Ibs, Rolf Albert, Günter Werner, Jörg Clement, Jürgen Ibs (Mitglieder der AG Wakenitz), Katja Mentz (GAL) und Lorenz Gösta Beutin (MdB Die Linke) bereisten gemeinsam die Wakenitz.

Lorenz Gösta Beutin, Mitglied der Fraktion Die Linke im Bundestag, unternahm am Donnerstagvormittag mit dem Ausflugsschiff der Firma Quandt eine Tour auf der Wakenitz, um sich ein Bild von dem Naturschutzgebiet zu machen. Mit an Bord waren fünf Umweltfachleute der Arbeitsgruppe Wakenitz, die seit Jahrzehnten das Naturschutzgebiet beobachten und für das Museum für Natur und Umwelt die Ausstellung „Unsere Wakenitz – 25 Jahre Naturschutzgebiet“ erarbeiteten. Initiiert wurde die Fahrt von der Fraktion Linke & GAL in Lübeck, die mit Katja Mentz (GAL) vor kurzem einen Antrag zum besseren Schutz der Wakenitz in den Umweltausschuss einbrachte.

Auch am Fährhaus Rothenhusen schreitet das Schilfsterben voran (links im Bild). Foto: GAL/ K.Mentz

Während der Tour zeigte Jörg Clement Fotos, auf denen die Wakenitzufer noch dicht mit Schilf bewachsen sind. An gleicher Stelle ist es heute kahl. „Das Schilfsterben ist bereits seit Jahren zu beobachten“, erläuterte Rolf Albert von der Arbeitsgruppe Wakenitz.

„Wir haben mit einem Schulprojekt der Thomas-Mann-Schule über zehn Jahre versucht, das ehemals typische Schilf wieder anzusiedeln. Es ist uns nicht gelungen.“ Jürgen Ibs, Mitglied des Naturschutzbeirates, brachte Beispiele für Veränderung der Vogelwelt: „Wo früher dichte Schilfgürtel waren und Wasservögel Schutz und Brutstätte fanden, sind mit dem Schilf viele Arten aus dem Naturschutzgebiet verschwunden. Blässhühner, Drosselrohrsänger und Kleine Rohrdommel finden hier keinen Lebensraum mehr.“ „Auch die Vielfalt der ursprünglich in der Wakenitz vorkommenden Fische ist rückläufig,“ betonte Günter Werner, der früher selbst gern an der Wakenitz geangelt hat.

Rückgang des Schilfgürtels am Übergang zum Ratzeburger See. Foto: GAL/ K.Mentz

Jörg Clement, der seit 80 Jahren an der Wakenitz lebt und aufgewachsen ist, kann dies bestätigen. Als Ursache dafür sind Klimawandel und die hohen Einträge von Nährstoffen durch die Landwirtschaft zu nennen, die vor allem über die Zuflüsse in die Wakenitz gelangen. „Es muss dringend gehandelt werden, um den dramatischen Verlust von Flora und Fauna im Naturschutzgebiet Wakenitz zu stoppen“, so die engagierten Naturschützer.

Aus diesem Grund hatte Umweltpolitikerin Katja Mentz mit ihrer Fraktion im Mai einen Antrag im Lübecker Umweltausschuss eingebracht, der Maßnahmen zur Renaturierung der Zuflüsse und zum Schutz der Artenvielfalt enthält. Der Antrag wird voraussichtlich Mitte Juli abgestimmt. „Wir setzen auf breite Zustimmung“, ist GAL-Mitglied Katja Mentz optimistisch. „Die Wakenitz liegt sehr vielen Lübecker:innen am Herzen und ist als Naturschutzgebiet unendlich wertvoll für Lübeck.“

Naturschutzgebiet Wakenitz mit Blickrichtung Lübeck, Foto (C): Rolf Albert

Die Schwierigkeit liegt jedoch im Detail, denn der Fluss verbindet Schleswig-Holstein mit Mecklenburg-Vorpommern sowie Lübeck mit dem Kreis Herzogtum Lauenburg. Viele unterschiedliche Stellen und Ämter müssen an einen Tisch gebracht werden, um länder- und kreisübergreifende Maßnahmen zu ergreifen und entlang der gesamten Wakenitz die Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft zu reduzieren. Hinzu kommt, dass das Erdkabel des NordOstLinks mitten durch die Naturschutzgebiete „Wakenitz“ sowie „WakenitzNiederung“ und „Kammerbruch“ auf mecklenburgischer Seite führen soll. Die geplanten Baumaßnahmen werden sie zusätzlich erheblich belasten. In diesem Zusammenhang wies Sabine Jebens-Ibs auch auf die Gefährdung des Krummesser Moores durch den Bau des NordOstLinks hin.

Foto (C): Rolf Albert, AG Wakenitz

Lorenz Gösta Beutin, der seit der Bundestagswahl Vorsitzender des Bundesausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit ist, tritt mit vielen Informationen im Gepäck die Rückreise an. „Der Bundeskanzler stellt aktuell das Ziel infrage, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Dabei wissen wir, dass es keine Alternative dazu gibt, alles zu unternehmen, um daran festzuhalten. Denn mit der Klimaerhitzung nimmt auch das Artensterben dramatisch zu. Die Wakenitz führt uns das bei näherem Hinsehen vor Augen. Ich will die Lübecker Initiative zum Schutz der Wakenitz gern unterstützen und mich erkundigen, welche Fördermittel auf Bundesebene infrage kommen, um zügig Maßnahmen zum Schutz des Naturschutzgebietes und zur Verbesserung der Biodiversität einzuleiten“, so der Bundespolitiker der Linken. Mit einer Anfrage im Bundestag will Beutin zudem herausfinden, wie viele Naturschutzgebiete durch den Bau der Starkstromtrasse betroffen sind. „Wir dürfen Klimaschutz und Naturschutz nicht gegeneinander ausspielen, wenn Alternativen möglich sind“, ist Lorenz Gösta Beutin überzeugt. Dieser Aussage schließt sich die GAL an.

Antrag der GAL im Umweltausschuss