GroKo lehnt Netzwerk Bio-Stadt ab

GAL kritisiert verpasste Chance

Die Fraktion FREIE WÄHLER & GAL hatte in der Bürgerschaft beantragt, dass Lübeck sich dem Netzwerk der Bio-Städte anschließt.

USO und Bürgerschaft lehnen Bio-Stadt ab

(C) seit 2015 Bio-Stadt Bremen

Der Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung lehnte den Antrag ohne lange Diskussion im März ab. Final musste am 19. Mai die Bürgerschaft darüber entscheiden. Doch auch dort wurde der Antrag mit 28 Nein-Stimmen abgelehnt, 13 Mitglieder stimmten dafür und zwei enthielten sich.

„Die Ablehnung ist für mich unverständlich und sehr bedauerlich“, urteilt Katja Mentz, stellvertretendes Mitglied im Umweltausschuss. „Lübeck könnte von den langjährigen Erfahrungen anderer Bio-Städte, wie Nürnberg oder Bremen profitieren.“

Bundesweites Netzwerk nutzen

Seit 2001 gibt es dieses Netzwerk aus Städten, Gemeinden und Landkreisen. Sie alle haben sich zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Biolebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen, wie Kitas, Schulen, Kantinen oder Krankenhäusern kontinuierlich zu steigern und damit auch den ökologischen Landbau in der Region zu fördern. Im Vordergrund des Netzwerks der deutschen Bio-Städte stehen Erfahrungsaustausch, gemeinsame Projekte, die Akquise von Fördermitteln und öffentlichkeitswirksame Aktionen.

„Das heißt nicht, dass ab morgen überall 100% Bio-Lebensmittel gegessen werden. Es bedeutet aber, dass wir den Anteil der Bio-Lebensmittel in städtischen Einrichtungen wie Kitas stetig erhöhen wollen.

20 Prozent Öko-Landbau bis 2030

Katja Mentz

Wenn die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln wächst, werden auch für die Landwirte Anreize und Sicherheit geschaffen. Denn bis 2030 soll der Anteil ökologischer Landwirtschaft an der Gesamtlandwirtschaftsfläche auf mindestens 20 Prozent ansteigen.

Und wir wissen alle, dass wir dringend unsere Lebensweise ändern müssen. Es geht um nicht weniger als das Überleben der Menschheit.

Dazu gehört vor allem auch unsere Art der Ernährung! Denn die Produktion und der Transport von Lebensmitteln weltweit ist Teil der Ursache von Klimazerstörung. Täglich werden riesige Flächen Regenwald abgeholzt. Insekten werden durch Pestizide vernichtet. Unsere Gewässer werden durch den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft belastet.

Das Netzwerk der Bio-Städte will dem etwas entgegensetzen. Die Mitgliedsstädte wollen gemeinsam den Ökolandbau, die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln mit kurzen Transportwegen und damit auch die regionale Wertschöpfung fördern.“

Antje Jansen

In Lübeck geht noch viel mehr

Bürgerschaftsmitglied Antje Jansen versuchte vergeblich Bürgerschaftsmitglieder von SPD und CDU zu überzeugen: „In Lübeck werden in den städtischen Kitas bereits mindestens 50% Bio-Lebensmittel verwendet. Das haben wir vor Jahren gemeinsam beschlossen. Doch da geht noch viel mehr. Auch in den Schulen, in der Kantine der Entsorgungsbetriebe, bei Stadtfesten und Veranstaltungen können wir den Anteil an Bio-Lebensmitteln aus der Region Jahr für Jahr steigern. Mit dem Beschluss Bio-Stadt zu werden, hätten wir auch ein Zeichen nach Außen, an die Bevölkerung, an Betriebe und an Catering Firmen gesetzt und uns als Teil des Netzwerks mit langjährig erfahrenen Mitgliedstädten wie Nürnberg oder Bremen austauschen können“, so Antje Jansen. „Erschütternd finde ich, dass selbst der Umweltausschuss mehrheitlich gegen unseren Antrag stimmte. Was tut der Ausschuss eigentlich für die Umwelt?“

Erneuter Antrag mit neuer Bürgerschaft in 2023

„Wir geben die Idee nicht auf, dass Lübeck erste Bio-Stadt in Schleswig-Holstein wird“, so Katja Mentz mit Blick auf die nächste Kommunalwahl, „denn städte- und länderübergreifende Kooperationen und Netzwerkarbeit bleiben wichtig bei der Aufgabe, den Klimawandel und das Artensterben aufzuhalten.“

GAL: Nachhaltige Ernährung in Kindertagesstätten und Schulen!

Die globale Nahrungsmittelproduktion und damit verbunden unsere Ernährungsweise stellen eine wesentliche Stellschraube bei der Bewältigung der Klimakrise dar. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen zu können, müssen wir nicht nur schnellstmöglich weg von fossilen Brennstoffen, auch die Emissionen in der Landwirtschaft müssen drastisch gesenkt werden.

Die Fraktion Freie Wähler und GAL beantragte zur letzten Bürgerschaftssitzung, einen Runden Tisch „Nachhaltige Ernährung in Kindertageseinrichtungen und Schulen“ einzurichten, um in einem Beteiligungsprozess trägerübergreifend nachhaltige Qualitätsstandards für die Gemeinschaftsverpflegung festzulegen. Die Fraktionen der Grünen und Linken schlossen sich dem Antrag an.

Unsere Ernährung beeinflusst das Klima

„Unsere Ernährungsweise hat direkten Einfluss auf unsere Gesundheit, auf die Umwelt und auf das Klima. Die Weichen werden im frühen Kindesalter gestellt und Gewohnheiten geprägt. Deshalb bietet eine nachhaltige Ernährung in Kindertageseinrichtungen und Schulen die großartige Chance, wichtige Veränderungen unseres Ernährungssystems zu bewirken“, begründet GAL-Politikerin Katja Mentz die Idee hinter dem Antrag.

„Für die städtischen Kitas haben wir in Lübeck bereits vor einigen Jahren den Beschluss gefasst, dass die Verpflegung zu mindestens 50 Prozent aus biologischer Erzeugung, saisonal und regional sein soll. Bananen und andere Produkte aus Ländern des Globalen Südens sollen aus Fairem Handel stammen. Doch dieser Beschluss ist erstens nicht für alle Träger und Einrichtungen bindend, in denen Kinder ein Mittagessen erhalten und zweitens wollen wir das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus stellen und stufenweise auf 100 Prozent Bio-Essen für alle Kinder und Jugendlichen umsteigen.“

Wird das nicht teuer?

„Wir haben uns erkundigt“, berichtet Katja Mentz. „Der Bremer Senat hat bereits 2018 beschlossen, bis 2022 in allen Kindertageseinrichtungen und Schulen auf 100 Prozent Bio-Essen umzustellen. Kommunale Krankenhäuser sollen folgen. Ein einjähriges Pilotprojekt in drei Bremer Einrichtungen hatte ergeben, dass die Kosten für die Umstellung auf 100 Prozent Bio-Lebensmittel die Kosten um 10-15% steigen ließ. Dabei muss erwähnt werden, dass der gesamte Ernährungsplan verändert wurde: Wenig Fleisch, saisonales Gemüse und Obst aus der Region, das Vermeiden von Lebensmittelverschwendung und Einkauf größerer Mengen tragen dazu bei, die Kostensteigerung gering zu halten. Der Wareneinsatz beträgt ungefähr 1/3 der Kosten für die Mittagsverpflegung. Höhere Personalkosten aufgrund von Tarifsteigerungen fallen auch an, wenn das Essen von schlechter Qualität ist.

Was wir bei der Rechnung nicht vergessen dürfen: Durch eine gesunde, nachhaltige Ernährungsweise sparen wir viel Geld. Gesundheitliche und Umweltfolgekosten werden vermieden“, so Katja Mentz.

„Auch die soziale Komponente spielt eine erhebliche Rolle“, ergänzt Juleka Schulte-Ostermann von der GAL. „Bei der Qualität des Essens und beim Preis für die Verpflegung gibt es in den Lübecker Betreuungseinrichtungen ganz erhebliche Unterschiede. Die einen kochen alles frisch, die anderen lassen sich beliefern und noch andere tauen auf und kochen Reis oder Nudeln dazu. Die Preisspanne liegt für Eltern derzeit bei 55 bis über 100 Euro pro Monat – ganz unabhängig von der Qualität des Essens. Das ist nicht gerecht.“

Global denken – lokal handeln

Deshalb stellte die Fraktion Freie Wähler und GAL im August den Bürgerschaftsantrag, einen Runden Tisch „Nachhaltige Ernährung in Kindertagesstätten und Schulen“ einzurichten. Träger, Caterer, Schüler- und Elternvertretung, Verwaltung und Politik sollen gemeinsam beraten und hierbei auch Best Practice Beispiele aus anderen Städten hinzuziehen, um Standards für eine nachhaltige Verpflegung in Lübecker Betreuungseinrichtungen festzulegen.

„Wir wollen damit einen Prozess anstoßen, der den gesellschaftlichen Anforderungen und der Verantwortung, die wir als Eltern und Großeltern tragen, gerecht wird“, so Katja Mentz. „Wer sich umschaut, wird entdecken, dass sich bereits viele Kinder und Jugendliche – anders als ihre Eltern – vegetarisch oder vegan ernähren – aus Klimagründen und wegen des Tierwohls. Die junge Generation hat zum Teil längst verinnerlicht, worüber die Alten noch streiten.“

Jugendhilfeausschuss: CDU und SPD lehnen Antrag ab

„Umso schockierender war für mich das Abstimmungsergebnis im Jugendhilfeausschuss vergangene Woche“, so Katja Mentz. „CDU und SPD lehnten unseren Antrag ab, nachdem die Verwaltung zuvor in einem Vortrag weismachen wollte, dass die Kosten für Mittagsverpflegung um jährlich 655 Euro je Kind steigen, wenn verbindliche Qualitätsstandards eingeführt würden. Doch Beispiele aus anderen Städten und Bundesländern besagen bezüglich der Kosten etwas anderes.

Im Saarland wurde bereits 2013 entschieden, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Standards für das Essen in allen Kindertageseinrichtungen und Schulen verpflichtend einzuführen. Höhere Kosten sind hierdurch nicht entstanden, konnte ich während einer Veranstaltung des Hamburger Vereins Agrar Koordination im Juni erfahren, zu der Christoph Bier, Leiter des Referats für Ernährung im saarländischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eingeladen war, um von den Erfahrungen aus dem Saarland zu berichten. Im Gegenteil, durch die Reduzierung des Fleischkonsums, wie es von der DGE empfohlen wird, konnten die Kosten sogar teilweise gesenkt werden.“

Die GAL Politikerinnen appellieren an die Mitglieder der Bürgerschaft, dem Antrag zuzustimmen, wenn dieser Ende September in der Bürgerschaft entschieden wird. „Lübeck ist seit 2011 Fairtrade Stadt, hat 2019 den Klimanotstand ausgerufen und sich im vergangenen Jahr durch Unterzeichnung der Agenda 2030 zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Es müssen Taten folgen und Ernährung ist ein wichtiger Baustein.“

Der Antrag im Wortlaut:

„Der Bürgermeister möge einen Runden Tisch „Nachhaltige Ernährung in Kindertageseinrichtungen und Schulen“ einrichten, um gemeinsam mit Trägern, Elternvertretungen und Schüler*innenvertretungen, Anbieter*innen von Mittagsverpflegung und Vertretungen der Fraktionen einen Austausch über Kriterien und Standards einer nachhaltigen Verpflegung in Kita und Schulen zu führen. Auch Vertretungen der Kindertagespflege sollen hierzu eingeladen werden.

Ziel des Runden Tisches soll die Erarbeitung von Mindeststandards sein, die Träger- und Einrichtungsübergreifend bei der Ernährung von Kindern und Jugendlichen angewendet werden. Good practice Beispiele, z.B. aus dem Saarland sollen möglichst herangezogen werden, auch um aufzuzeigen, dass es kein Kostenfaktor ist, Kinder und Jugendliche in Kita und Schule nachhaltig zu ernähren.

Ein nach wissenschaftlichen Kriterien erstellter Leitfaden für nachhaltige Ernährung in Lübecker Kitas und Schulen soll darüber informieren, wie sich Familien und sonstige Personen auch privat nachhaltig(er) ernähren können. Der Leitfaden soll auch betrieblichen Kantinen und Mensen von Hochschulen zur Verfügung gestellt werden.

Begründung:

Die Hansestadt Lübeck ist seit 2011 Fairtrade Stadt und hat sich mit Unterzeichnung der Agenda 2030 der UN vor einem Jahr dazu verpflichtet, die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu verfolgen. Abgesehen von gesundheitlichen Aspekten tragen die Art der Ernährung, bzw. die Produktion von Nahrungsmitteln sowie der Umgang mit Nahrungsmitteln und die Form der sogenannten Nutztierhaltung erheblich dazu bei, die begrenzten Ressourcen unseres Planeten und die Umwelt zu schützen. In Kindertagesstätten und Schulen werden täglich große Mengen an Nahrungsmitteln angeboten. Deshalb ist Ernährung ein Faktor, der dazu beiträgt, nachhaltiger zu leben. Auch werden insbesondere in jungen Jahren Ernährungsgewohnheiten geprägt.

Mehr Platz für Skater!

Erziehungswissenschaftlerin und GAL Mitglied Juleka Schulte-Ostermann

Juleka Schulte-Ostermann, kinder – und jugendpolitische Sprecherin der Wähler*innengemeinschaft GAL, fühlt sich durch den offenen Brief der Skater-Gemeinschaft Kanalstraße bestätigt und ist entsetzt über die Schilderungen, Ordnungskräfte hätten bei der Räumung des Platzes Kinder tätlich angefasst:   „Die seit Monaten geschlossene Skateranlage an der Kanalstraße ist ein trauriges Sinnbild dafür, dass wirtschaftliche Interessen permanent über die Bedürfnisse und Interessen von Kindern und Jugendlichen gestellt werden. Wir hatten schon vor Monaten mit einer Anfrage in der Bürgerschaft angeregt, dass der Platz für Skater erweitert werden sollte, damit die Nutzer*innen sich genügend Raum geben können. Gefragt hatten wir, welche Grundstücke und gegebenenfalls Hallen sich hierfür eignen. Leider kam es zu einer negativen Antwort, es gäbe keine Ausweichflächen. Seither ist unseres Wissens vonseiten der Stadt nichts unternommen worden, um mit den Nutzer*innen einen Konsens zu erzielen, obwohl ein Hygienekonzept vorliegt und nach Angaben der Skater-Gemeinschaft Sozialpädagog*innen angeboten hatten, die Aufsicht zu übernehmen. Diese kann und sollte nicht von Nutzer*innen selbst übernommen werden.“   „Während Spiel- und Sportplätze mittlerweile zum Glück wieder geöffnet sind, und die Menschen aller Generationen damit die Möglichkeit erhalten, sich im Freien zu bewegen, stellt sich die Verwaltung mit der Schließung der Anlage Kanalstraße selbst ein Armutszeugnis aus. Denn auch in früheren Zeiten zeigte die hohe Anzahl von Nutzer*innen, dass weitere Skateranlagen in Lübeck gebraucht werden. Wir fordern als GAL, dass Verwaltung und von der Stadt zu beauftragende Mitarbeiter*innen von Jugendzentren unverzüglich mit den Betroffenen in Kontakt treten und eine kurzfristige Lösung finden. Außerdem soll für mindestens eine weitere Anlage eine Fläche in Lübeck bestimmt werden, um diese zeitnah für Skater zu entwickeln. Es gibt auch in Lübeck zahlreiche wirtschaftliche Gewinner der Pandemie. Eventuell wären diese ja sogar bereit, als Sponsoren Geld dazu zu geben“, so Antje Jansen, Bürgerschaftsmitglied der GAL. „Denn Kinder und Jugendliche sind durch monatelange Schließungen verschiedener Einrichtungen und Schulen die stillen Verlierer der Pandemie. Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“

Antrag der Fraktion Freie Wähler & GAL:

Skateranlage

Neue Anfrage zum MAZ – Travemünder Landstraße

GAL stellt erneut Anfrage an den Bürgermeister zum Stand der Verfahren betreffs der Bauschuttaufbereitung (MAZ) an der Travemünder Landstraße  Bis zum Ende des Jahres 2017 sind viele Fragen zum Betrieb […]

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