GAL: Sieht Senatorin Elternvertretung und Elternverein lieber mundtot?  

Antje Jansen (GAL) war als Gast im vergangenen Jugendhilfeausschuss am 06.02.2020, um dort einen Antrag ihrer Fraktion zu vertreten.

„Mich hat entsetzt, wie Senatorin Kathrin Weiher während der Sitzung versuchte, der Lübecker Kreiselternvertretung und der Vorsitzenden des Vereins ElternStimme regelrecht die Leviten zu lesen. Hintergrund der Senatorinnenschelte war zum einen ein Brandbrief der Kreiselternvertretung an Politik und Verwaltung Lübecks. Darin bitten die Eltern um Hilfe, weil durch das neue Kita-Gesetz in Lübeck bereits jetzt Qualitätsabbau eingeläutet wird und zum August 2020 bis zu 50% Kostensteigerung bei Krippeneltern des Trägers KitaWerk drohen. Dieser Brief wurde von der Kreiselternvertretung auch zur Kenntnis an Landesverwaltung und -politik sowie die Presse gesendet.

Auch kritisierte Senatorin Weiher den Lübecker Verein ElternStimme. Dieser gibt Eltern niedrigschwellig immer wieder die Möglichkeit, Missstände zu thematisieren und geht diesen auf den Grund. Öffentliche Informationen werden transparent gehalten. In Folge einer Pressemitteilung des Vereins kam es zu umfangreicher, auch bundesweiter Presseberichterstattung über das Chaos, welches derzeit in Lübeck durch das neue KitaG des Landes herrscht. Senatorin Weiher warf den engagierten Eltern vor, sich nicht an die regulären Ansprechpartner*innen und eine bestimmte Abfolge gehalten zu haben, die bei Kritik einzuhalten sei.

Die Vorwürfe der Senatorin sind unhaltbar – wie ich auch schon im Ausschuss verdeutlicht habe. Es ist als Versuch anzusehen, Kritiker*innen mundtot zu machen.

Dabei erfüllen die Kreiselternvertretung und ElternStimme e.V. vorbildhaft ihr Mandat als Interessenvertretung Lübecker Eltern und deren Kinder. Die Inhalte des Brandbriefes waren keine neuen Themen, sind Politik und Verwaltung lange bekannt. Auch wurden bereits zuvor diverse Gespräche zwischen Elternvertretungen und beteiligten Akteuren geführt. Der Brandbrief der Kreiselternvertretung machte lediglich auf die sich zuspitzende Brisanz der Entwicklung aufmerksam und ist als das zu sehen, was er ist: Ein Hilferuf mit Bitte um Unterstützung zur Abwendung von Qualitätsabbau in den Lübecker Kitas und Kostenexplosionen bei den Eltern. Es ist Aufgabe der Elternvertretungen, die Interessen von Kindern und Eltern zu vertreten. Nichts anderes haben sie getan.

Wir Politiker*innen sind auf Informationen der Bürger*innen angewiesen – zumindest wir von der GAL sind für Hinweise von Betroffenen dankbar und freuen uns, politisch so engagierte Eltern in Lübeck zu haben. Statt die Eltern zu kritisieren, was übrigens nicht zum ersten Mal im Rahmen einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses der Fall war, stünde es unserer Senatorin gut, den Eltern für ihr Engagement zu danken. Nicht die Eltern sind es, die die „Heimatstadt mit Dreck bewerfen“, wie unsere Senatorin es im Ausschuss formulierte, sondern lediglich Überbringer*innen der schlechten Nachricht. Die Verantwortung für die Probleme und das Chaos rund um das neue KitaG liegt ausschließlich bei Land und Kommunen – nicht bei den Eltern. Leider appellierte auch der Jugendhilfeausschussvorsitzende, dass jegliche Pressearbeit zukünftig unterbleibe, da es den Diskurs negativ beeinflussen würde. Zudem wurden im Ergebnis der Diskussion alle Kita-Anträge vertagt. Darunter auch Anträge, die völlig losgelöst vom neuen KitaG hätten entschieden werden können. Doch statt den Eltern damit Wohlwollen zu signalisieren, zog es die politische Mehrheit vor, pauschal alle Anträge zu den Kindertagesstätten bis Ende Februar zu vertagen.

Wir nehmen das derzeitige politische Agieren der CDU und SPD Fraktion und das der Verwaltung mit großem Befremden zu Kenntnis. Die Stadt Kiel – in der das gleiche neue KitaG gelten wird wie in Lübeck – ist bereits jetzt in der Lage, die bisherigen Qualitäten auch zum 01.08.2020 zu sichern und zugleich Kostenexplosionen bei den Eltern auszuschließen. Warum geht das nicht auch Lübeck?“

GAL unterstützt Stadtelternvertretung – Ferienzeiten müssen synchronisiert werden

Fraktion grün+alternativ+links (GAL): K. Mentz, C. Howe, A. Jansen, K. Aberle, R. Klinkel (v.l.n.r.)

Unsere Fraktion GAL unterstützt die Forderungen der Stadtelternvertretung nach Vereinheitlichung und Reduzierung der Schließtage in Kindertagesstätten. Außerdem setzen wir uns für eine konsequente Verbesserung des Personalschlüssels ein.

Vor Wochen erhielten alle Fraktionen die E-Mail einer Mutter, die darin die Schwierigkeit schildert, Kinder in unterschiedlichen Einrichtungen während der Ferienzeiten zu betreuen. Die Schließungszeiten umfassen mitunter mehrere Wochen und übersteigen damit den Jahresurlaub der Eltern. Für Alleinerziehende stellt dies insbesondere ein Problem dar.

„Die Nachricht der Mutter nahmen wir zum Anlass, im Jugendhilfeausschuss eine Anfrage zu stellen, wie viele Schließungstage es pro Jahr in den unterschiedlichen Einrichtungen gibt, wie diese synchronisiert und reduziert werden können.“, so Jugendhilfeausschussmitglied Katja Mentz.

„Es hat in erster Linie finanzielle Gründe, dass die Schließungszeiten vor Jahren auf (maximal) 30 Tage festgelegt wurden. Die Verwaltung erläuterte, dass jeder zusätzliche Betreuungstag die Stadt Lübeck 130.000 Euro kosten würde. Hat eine Kita weniger Schließungstage, müssen die Kosten aus eigener Tasche gezahlt werden. Das kann sich kaum ein Träger leisten, da die Budgets aufgrund des Konsolidierungskurses der Stadt Lübeck ohnehin sehr knapp bemessen sind.“, so Katja Mentz.

„Der alte Bürgerschaftsbeschluss muss aufgehoben werden.“, fordert Fraktionsvorsitzende Antje Jansen und unterstützt damit die Forderung der Stadtelternvertretung. Aus langjähriger Erfahrung als Kitaleiterin weiß sie um die Schwierigkeiten für Eltern, wenn die Urlaubstage nicht ausreichen, um die Kinder selbst zu betreuen.


Eine Anpassung der Ferienzeiten verschiedener Einrichtungen wäre ein erster ganz wichtiger Schritt. Doch die Stadt muss auch bereit sein, die Schließungszeiten zu reduzieren, um sich der Realität vieler berufstätiger Mütter und Väter anzupassen.

Unsere Anfrage wurde durch den Jugendhilfeausschuss an das Treffen der Träger verwiesen. Dieser tagt am 31. Mai. Danach soll erneut im Jugendhilfeausschuss berichtet werden. (mehr …)