GAL und Linke sehen Haushaltsbeschluss mit Sorge

„In Anbetracht des großen Haushaltsdefizits hat auch unsere Fraktion Linke & GAL Vorschläge zur Konsolidierung gemacht“, so der Vorsitzende Andreas Müller (Die Linke). „Leider haben CDU, Grüne und FDP alle Anträge mit Ausnahme des eigenen abgelehnt. Mit unseren Vorschlägen zur Einnahmenverbesserung hätten im sozialen sowie im Umweltbereich mehr Maßnahmen beschlossen werden können. Wir sind entsetzt, dass CDU, Grüne und FPD beispielsweise die Verhütungsmittel für Bedürftige gestrichen haben. Wir hatten beantragt, die benötigte Summer von 80.000 Euro im Haushalt einzustellen“, so Andreas Müller. „Die komplette Streichung ist nicht nur hart für die Betroffenen, sondern auch sehr kurzsichtig gedacht. Denn es können für die Kommune wesentlich höhere Folgekosten entstehen, wenn Betroffene sich Verhütungsmittel nicht leisten können.“

Kürzungen statt weiterer Einnahmenerhöhungen

„Dass nun aufgrund des Beschlusses der Rathausmehrheit auch Klimaschutzmaßnahmen geschoben werden, ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Die kürzlich vorgestellte Bilanz klimaschädlicher Emissionen zeigt deutlich, dass nach wie vor sehr hoher Handlungsbedarf auf allen Ebenen besteht, um die Bevölkerung bei Maßnahmen zum Klimaschutz zu unterstützen“, so Fraktionsvize Juleka Schulte-Ostermann (GAL). Dass der Mietkostenzuschuss für Kindertagespflegepersonen komplett gestrichen wurde, erfährt bei ihr ebenfalls Kritik: „Eine Studie von 2021 belegt, dass Kindertagespflegepersonen in Schleswig-Holstein im Vergleich auch mit Zusatzqualifikationen nur die niedrigsten aller Gehaltsstufen im TVöD erreichen – mit der Folge, dass ihr Renten- und Alterssicherungsniveau oft unter der Grundsicherung liegt – das bedeutet Altersarmut, vor allem für Frauen. Auch kann die Streichung des Zuschusses bei einigen dazu führen, ihr Angebot aufzugeben, da es sich bei hohen Miet- und steigenden Nebenkosten nicht mehr rentiert. Dann muss die Stadt Kita-Plätze schaffen. Das wird am Ende teurer“, so die kinder- und jugendpolitische Sprecherin Schulte-Ostermann. „Dabei wurde unser Vorschlag, das Parkhaus Godewind in Travemünde zu verkaufen und die Einnahmen dem Haushalt zuzuführen, abgelehnt. Ein Verkauf würde uns das jährliche Defizit in sechsstelliger Höhe ersparen. Geld, das wir für Klimaschutz und soziale Aufgaben benötigen“, so Juleka Schulte-Ostermann.

Deckelung der Personalstellen kontraproduktiv

Im besonderen Fokus der Kritik steht der Jamaika-Beschluss zur Deckelung der Personalstellen auf jetzigem Niveau. „Das kann und wird in einigen wichtigen Bereichen zu noch mehr Stau und längeren Bearbeitungszeiten führen“, ist sich die Fraktion Linke & GAL sicher. „Der Bürgermeister ist seit Jahren bemüht, für immer mehr, teilweise neue Aufgaben entsprechendes Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen. Dass dies aufgrund des Fachkräftemangels nicht immer gleich gelingt, zeigt sich an etlichen unbesetzten Personalstellen. Deshalb ist eine rechtzeitige Suche von Fachpersonal so wichtig. Der Weg, junge Nachwuchskräfte durch ältere, erfahrene Verwaltungsmitarbeitende einzuarbeiten, ist goldrichtig. Wenn eine Personalstelle zukünftig erst besetzt werden kann, wenn jemand kündigt oder in Pension geht, gehen jahrzehntelange Kenntnisse und Erfahrungen mit verloren, ohne dass diese vorher vermittelt werden konnten. Deshalb hatten wir vor einiger Zeit bereits beantragt, dass für Übergangsfristen von wenigen Monaten auch eine Parallelbesetzung von Personalstellen möglich sein muss“, so die Bürgerschaftsmitglieder von Linke & GAL. „Mit dem neuerlichen Beschluss durch Jamaika müssen freiwerdende Stellen, längerfristig unbesetzte Stellen und dringend benötigte neue Personalstellen aller Fachbereiche dauerhaft ausgeglichen und dabei Ausschreibungsfristen im Blick gehalten werden“, so die Fraktion. „Es wird zu weiteren Überlastungen, längeren Wartezeiten und sozialen Krisen sowie mehr Frust führen – innerhalb der Verwaltung als auch bei Teilen der Bevölkerung.“

„So fordert Jamaika beispielsweise schnellere Bearbeitungszeiten bei Anfragen und Anliegen der Bevölkerung. Die dafür benötigte Personalstelle haben sie dagegen schon vor Monaten im Hauptausschuss abgelehnt. Das passt nicht zusammen“, so Juleka Schulte-Ostermann.

Dramatische Folge könne die strikte Begrenzung von Personalstellen insbesondere im Bereich Kinder- und Jugendarbeit haben. „Hier geht es gesetzliche Pflichtaufgaben wie die Verhinderung von Kindeswohlgefährdung“, so Juleka Schulte-Ostermann. „Da lässt sich nicht mal eben eine Mitarbeitende des Ordnungsamtes ins Jugendamt versetzen oder eine Personalstelle bei der Feuerwehr streichen, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten.“

Keine pauschale 10% Kürzung bei den Budgetverträgen

„Dennoch enthält der Beschluss von Jamaika auch Punkte, die wir beantragt hatten. So sind wir froh, dass die pauschale Kürzung um zehn Prozent bei den Budgetverträgen mit freien Trägern vom Tisch ist. Allerdings lässt der Beschluss auch keine Budgeterhöhung zu, beziehungsweise nur dann, wenn in einem anderen Projekt um eben diese Summe gekürzt wird. Das treibt einen Keil zwischen die Vereine und schürt Konkurrenzdenken“, so Sascha Luetkens, Bürgerschaftsmitglied der Linken. „Dabei ist der Beratungs- und Unterstützungsbedarf für Frauen, Familien und Jugendliche in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Ich kann doch nicht das eine gegen das andere ausspielen, wenn beides wichtig ist und teilweise auch zusammenwirkt. Eine Deckelung der Budgets lässt keine Tarifsteigerung oder Anpassung an gestiegene Kosten zu, ohne dass bei den Aufgaben gekürzt werden muss. Damit wird das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Leidtragende sind diejenigen, die es ohnehin schwerer haben.“

Aufgabe des jetzigen Gebäudes Domschule als Grundschulstandort?

Ein weiteres Problem sehen Linke und GAL darin, dass die Jamaika-Fraktionen beschlossen haben, die Domschule als Grundschule an ihrem jetzigen Standort abzuwickeln, das Gebäude ab 2028 zu sanieren und anschließend dauerhaft der Oberschule zum Dom als Erweiterung zuzuführen. „Das sind weitreichende neue Ideen, die sowohl bestehende Planungen für die Innenstadtgymnasien, den Bereich Finanzen und vor allem auch zukünftige Grundschülerinnen der Innenstadt betreffen“, so der schulpolitische Sprecher Andreas Müller. „Es würde bedeuten, dass wir mittelfristig und dauerhaft nur noch eine Grundschule auf der Altstadtinsel hätten, während es vier Gymnasien gibt. Damit wird nicht nur das Prinzip „kurze Beine kurze Wege“ außer Acht gelassen, es wurde bisher auch in keinem Gremium darüber gesprochen, weder im zuständigen Schulausschuss noch im Bauausschuss, der für die ausführenden Arbeiten zuständig ist. Das ist eine Verletzung demokratischer Grundprinzipien, weder Schüler:innen- noch Elternvertretungen zu hören und so eine Planung im Detail mit allen Optionen und Folgen zu beraten. Unser Antrag, diesen Antragsteil von CDU, Grünen und FDP zunächst in die Ausschüsse zur Beratung zu verschieben, wurde leider abgelehnt.“

Abschließend betrachtet die Fraktion Linke & GAL den von der Rathausmehrheit beschlossenen Haushalt mit Sorge. „Ein pauschaler Sozialkahlschlag ist zwar abgemildert worden, auch einzelne Klimaschutzmaßnahmen bleiben erhalten. Für die Arbeit in der Verwaltung und die bevorstehenden Budgetverhandlungen sehen wir mit dem Jamaika-Beschluss jedoch erhebliche Probleme aufkommen.“

Bundestagsabgeordneter besucht mit uns das Naturschutzgebiet Wakenitz

Sabine Jebens-Ibs, Rolf Albert, Günter Werner, Jörg Clement, Jürgen Ibs (Mitglieder der AG Wakenitz), Katja Mentz (GAL) und Lorenz Gösta Beutin (MdB Die Linke) bereisten gemeinsam die Wakenitz.

Lorenz Gösta Beutin, Mitglied der Fraktion Die Linke im Bundestag, unternahm am Donnerstagvormittag mit dem Ausflugsschiff der Firma Quandt eine Tour auf der Wakenitz, um sich ein Bild von dem Naturschutzgebiet zu machen. Mit an Bord waren fünf Umweltfachleute der Arbeitsgruppe Wakenitz, die seit Jahrzehnten das Naturschutzgebiet beobachten und für das Museum für Natur und Umwelt die Ausstellung „Unsere Wakenitz – 25 Jahre Naturschutzgebiet“ erarbeiteten. Initiiert wurde die Fahrt von der Fraktion Linke & GAL in Lübeck, die mit Katja Mentz (GAL) vor kurzem einen Antrag zum besseren Schutz der Wakenitz in den Umweltausschuss einbrachte.

Auch am Fährhaus Rothenhusen schreitet das Schilfsterben voran (links im Bild). Foto: GAL/ K.Mentz

Während der Tour zeigte Jörg Clement Fotos, auf denen die Wakenitzufer noch dicht mit Schilf bewachsen sind. An gleicher Stelle ist es heute kahl. „Das Schilfsterben ist bereits seit Jahren zu beobachten“, erläuterte Rolf Albert von der Arbeitsgruppe Wakenitz.

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GAL: Endlich Bewegung bei den Parkgebühren

Die GAL begrüßt ausdrücklich die nun beschlossene Erhöhung der städtischen Parkgebühren zum Juni 2025. Damit wird eine langjährige Forderung der GAL Wähler:innengemeinschaft endlich Realität – nachdem politische Mehrheiten in der Vergangenheit wiederholt blockiert hatten.

„Wir haben jahrelang für höhere Parkgebühren gekämpft – als klares Signal für den Klimaschutz und für eine faire Preisgestaltung im Vergleich zum ÖPNV“, erklärt Juleka Schulte-Ostermann, Bürgerschaftsmitglied der GAL. „Dass unsere Anträge für die Erhöhung der Parkgebühren immer wieder an CDU, FDP, SPD und zuletzt sogar an den Grünen gescheitert sind, war frustrierend. Doch die Verwaltung hat nun klargestellt: Die Festsetzung der Gebühren ist keine politische Entscheidung – sie liegt bei ihr selbst. Und sie hat gehandelt – zukunftsorientiert, im Sinne des Klimas und der Verkehrswende. Dafür danken wir.“


Die neue Gebührenordnung ist für die GAL ein wichtiger Schritt – aber kein Schlusspunkt. Denn nach wie vor wird das Parken pro Stunde auch ab Juni in Lübeck fast überall günstiger als ein ÖPNV-Ticket für Erwachsene sein – trotz der Gebührensteigerung. Wer zum Beispiel mit mehreren Personen mit dem Auto nach Travemünde an den Strand fährt, zahlt fürs Parken weniger als für den ÖPNV – obwohl der klimafreundlichere Weg mit Bus und Bahn eigentlich auch über finanzielle Attraktivitätssteigerung gefördert werden müsste.


„Das muss sich ändern“, so der Appell von Juleka Schulte-Ostermann an die Lübecker Verwaltung. „Die Preislogik muss klar sein: Wer das Klima schont, soll nicht draufzahlen. Der ÖPNV muss günstiger werden als Parken – nur so schaffen wir echte Anreize, umzusteigen.“

Katja Mentz, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion Linke & GAL, ergänzt: „Mit der längst überfälligen Erhöhung setzt die Verwaltung die Nutzungsgebühren nur in ein etwas realistischeres Verhältnis zu den Bau- und Unterhaltungskosten von Parkplätzen im öffentlichen Raum. Um tatsächlich eine umweltverträgliche Verkehrswende zu erreichen, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Deshalb wünschen wir uns von den politischen Kräften, die bei dem Thema bisher auf der Bremse stehen, ihren Blick wirklich mal in deutsche oder europäische Städte zu richten, die mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass alle Mitglieder der Gesellschaft gewinnen, wenn es gute ökologische Alternativen bei der Wahl der Mobilitätsform gibt.“

Auch Carl Howe, baupolitischer Sprecher der GAL, sieht Luft nach oben: „Private Parkhäuser – wie beispielsweise das Parkhaus St. Marien im Zentrum der Stadt – verlangen schon heute zum Teil wesentlich höhere Gebühren als für die städtischen Flächen gezahlt werden muss. Daran ändert auch die Preissteigerung der Stadt zum Juni 2025 nichts. Das zeigt: Es gibt Spielraum. Mehr Einnahmen durch Parkgebühren bedeuten nicht nur mehr Gerechtigkeit – sie schaffen auch finanzielle Möglichkeiten, um Bus und Bahn endlich attraktiver und bezahlbarer zu machen.“

„Wir danken der Verwaltung für diesen entscheidenden Schritt – und hoffen, dass er der Anfang für mehr Mut in der Lübecker Verkehrspolitik ist“, so die drei GAL-Politiker*innen abschließend. 

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